Algorithmisches Management in 25 % der EU-Arbeitsplätze löst Bedenken hinsichtlich der Arbeitnehmerrechte aus

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Die wachsende Rolle der KI an europäischen Arbeitsplätzen

Künstliche Intelligenz und algorithmische Managementtools prägen zunehmend europäische Arbeitsplätze und werfen erhebliche Bedenken hinsichtlich der Arbeitnehmerrechte auf. Laut einer Studie der Europäischen Kommission nutzt jeder vierte Arbeitsplatz in Europa Algorithmen oder KI, um Entscheidungen zu automatisieren, die traditionell von menschlichen Managern getroffen werden. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend im kommenden Jahrzehnt rasch beschleunigen wird.

Diese automatisierten Systeme wirken sich auf verschiedene Aspekte des Lebens von Arbeitnehmern aus, von der Einstellung und Aufgabenplanung bis hin zu Leistungsbewertungen und sogar Überwachung. Während diese Tools zunächst auf plattformbasierte Jobs wie die von Uber und Lyft beschränkt waren, breiten sie sich mittlerweile auch auf traditionelle Branchen aus. Beispielsweise nutzt die französische Logistikbranche eine KI-gestützte Routenplanung, die Fahrer umfassend in Echtzeit überwacht.

Die Auswirkungen auf Arbeitnehmerrechte

Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) äußert wachsende Besorgnis darüber, wie sich diese Technologien auf Arbeitnehmer auswirken. Das algorithmische Management kann alles von Arbeitszeiten und Löhnen bis hin zu Schichteinsätzen und Leistungsbeurteilungen bestimmen. Es gibt auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, da einige Systeme sensible Daten wie Informationen zur psychischen Gesundheit sammeln und andere Mitarbeiter auch dann verfolgen, wenn sie sich abgemeldet haben.

„Die Plattformen verfolgen Mitarbeiter, selbst wenn sie sich abmelden“, bemerkte Tea Jarc, Bundessekretär des EGB. „In vielen Fällen führen diese Arbeitsplätze neue Algorithmen oder Metriken ein, um die Leistung der Mitarbeiter zu messen, ohne die Gewerkschaften oder die Arbeitnehmer zu informieren.“

Dieser technologische Wandel stellt die Gewerkschaften vor große Herausforderungen. Während einige Gewerkschaften wie die in Spanien und Dänemark erfolgreich Tarifverträge zum Thema algorithmisches Management ausgehandelt haben, fehlen den meisten europäischen Gewerkschaften die finanziellen Ressourcen oder das Fachwissen, um diese komplexen Probleme effektiv anzugehen.

Gesetzeslücken und Reformforderungen

Trotz dieser Bedenken geht die aktuelle EU-Gesetzgebung nicht vollständig auf die Herausforderungen ein, die das algorithmische Management mit sich bringt. Bestehende Vorschriften konzentrieren sich auf spezifische Arbeitsplatzprobleme, die von diesen Technologien betroffen sind, weisen jedoch Lücken auf, insbesondere hinsichtlich der Unterscheidung zwischen Arbeits- und Ruhezeit.

Die kürzlich verabschiedete Plattformarbeiterrichtlinie bietet einen gewissen Schutz für Arbeitnehmer in der Gig-Economy, indem sie Entlassungen auf der Grundlage algorithmischer Entscheidungen verbietet und eine menschliche Aufsicht erfordert. Kritiker argumentieren jedoch, dass diese Gesetzgebung bereits veraltet sei, da das algorithmische Management über die Plattformarbeit hinaus ausgeweitet werde.

Sowohl EGB-Funktionäre als auch Technologieforscher fordern umfassendere Regelungen. Alessio Bertolini vom Oxford Internet Institute stellt fest: „Was wir in den nächsten Jahren mehr sehen werden, ist nur eine ausgefeiltere Version von Algorithmen, die definitiv am Arbeitsplatz weit verbreiteter ist.“

Die Notwendigkeit kollektiven Handelns

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, benötigen Gewerkschaften angemessene Ressourcen und Fachwissen. Der EGB plädiert für den grenzüberschreitenden Austausch von Fachwissen, um Gewerkschaften mit weniger Ressourcen bei der Entwicklung geeigneter Tarifverträge zu unterstützen. Sie betonen auch die Notwendigkeit stärkerer kollektiver Rechte, die es den Gewerkschaften ermöglichen, Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem algorithmischen Management zu lösen und bestehende Tarifverträge durchzusetzen.

„Wir als Gesetzgeber hinken hinterher“, erklärte Jarc. „Die Technologie übernimmt bereits die Oberhand … sie ist für Millionen und Abermillionen von Arbeitnehmern in ganz Europa bereits Realität, aber sie wird nicht reguliert.“

Der Europäische Gewerkschaftsbund plädiert für eine separate Richtlinie zu KI am Arbeitsplatz, die parallel zur Initiative „Quality Job Roadmap“ der EU-Kommission eingeführt werden soll. Dies würde auf bestehenden Schutzmaßnahmen durch Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und dem EU-KI-Gesetz aufbauen und einen umfassenderen Rahmen für den Schutz von Arbeitnehmern im Zeitalter des algorithmischen Managements schaffen